Das große Vorhaben des Vereins,
die Heilige Dreifaltigkeit-Fundgrube wieder aufzuwältigen.



Im Kulturbund der ehemaligen DDR existierte eine Arbeitsgruppe Stadtgeschichte. Angeregt durch einen Vortrag im Jahre 1986 über den Zschopauer Bergbau fanden sich damals Interessenten zusammen, um den Zschopauer Silberbergbau weiter zu erforschen. Danach gründete sich die Gruppe Altbergbau, die sich im Jahre 1990 dem Zschopauer Verein für Heimatgeschichte, Brauchtum und Denkmalpflege e.V. anschloss. Das erste große Ziel war die Eröffnung eines Schau- und Besucherbergwerkes anlässlich des Zschopauer Stadtfestes im Jahre 1992.

Rechts: Mundlochbereich vom Erbstolln im Winter 1995.
© Dr. Hans-Volkhard Gründler


Unsere selbst gestellte Aufgabe für die Zukunft ist die Aufwältigung und Erhaltung der wohl bekanntesten Zschopauer Bergwerksanlage, der "Heiligen Dreifaltigkeit Fundgrube". Da alle Schachtzugänge bergmännisch gesichert und verwahrt sind, kann das innerste dieser alten Grube nur über deren Entwässerungstolln, dem Erbstolln, erreicht werden. Unter strengen Auflagen und der Aufsicht des sächsischen Oberbergamtes Freiberg versuchen unsere Mitglieder seit 1992, dieses Vorhaben unter großen Mühen aber mit viel Enthusiasmus und Durchhaltevermögen umzusetzen. Da keiner unserer Vereinsmitglieder gelernter Bergmann ist, mussten bergmännisches und technisches Know-how, vor allem aber alte bergmännische Handwerkskunst wie das Setzten von Bruchsteingewölben erst erlernt werden. Ideenreichtum und Kreativität beim Umsetzen von Problemlösungen ließen so manchen Kontrolleur des Oberbergamtes erstaunen oder manchmal auch schmunzeln.

Anfänglich erfolgte die Auffahrung des Erbstollns auf einem 2 m mächtigen Lettengang, der stellenweise durch Firstenbau und kleinere Tageschächte aufgeschlossen wurde. In den Jahrzehnten nach der Einstellung des Bergbaus im Jahre 1884 brachen diese beim Abbau entstandenen Hohlräume nach und nach zusammen. Auf Grund der Oberflächennähe dieser alten Abbaue und der Brüchigkeit des Gebirges entstand im unmittelbaren Bereich des Mundloches eine große Pinge (Einbruchsstelle). Durch das Herunterbrechen des Gesteins wurde der Wasserabfluss aus der Grube behindert. Beim Beräumen des eingebrochenen Bereiches in der Pinge konnten wir an den Stößen (Seitenwände) Reste des Wasserrückstaus bis zu 8 m über der Stollnsohle feststellen.




Freigelegte Wasserseige vom Erbstolln im April 1998.
© Dr. Hans-Volkhard Gründler





Nach den ersten Aufwältigungsarbeiten im Bereich des Mundloches holte uns ganz schnell die Realität ein. Von unserem Vorhaben, die Grube relativ zeitnah für Besucher öffnen zu können, mussten wir uns verabschieden. Es werden wohl noch viele Jahre angestrengter Freizeitarbeit vergehen bis dieses Ziel erreicht ist. Nachdem der Bruch bis zur Sohle freigelegt und gesichert war, wurde eine ordnungsgemäße Grubenwasserableitung gebaut, um mit der Neuauffahrung des Stollns beginnen zu können.
Leider hatte da der Berggeist wiederholt ein Hindernis in den Weg gestellt. Die Bruchzone der alten zusammengefallenen Firstenbaue zog sich weit über die Stollnpinge hinaus in den Berg. Bei der Lösung dieses Problems wurde auf die bewährte Getriebezimmerung zurückgegriffen. Mit dieser Methode konnte man den Verbruch durchfahren, ohne einen noch größeren Bergschaden zu riskieren.

Links: Förderung der Gesteinsmassen mittels Fördermaschine zur Erbstollnhalde.

Je weiter wir uns in den Berg vorarbeiteten, umso weiter wurde der Transport von Gestein zur Halde. Mit der herkömmlichen Eimer- und Radkarrenförderung war die Grenze des Machbaren schon überschritten. Nun war Organisationstalent gefragt. Die Abhilfe kam aus einem alten Sägewerk in Globenstein bei Rittersgrün. Preisgünstig konnten wir dort Gleismaterial, eine Drehscheibe und, von allergrößtem Nutzen, eine Fördermaschine erwerben. Da der Stolln von unseren Vorfahren mit Eisen und Schlägel in den Berg getrieben wurde und sich aus damaligen Effektivitätsgründen permanent das Stollnprofil vor allem in der Breite veränderte, konnten wir die Gleise nicht in der vorgegebenen Auslage nutzen. Das Einpassen der Schienen erfolgte Stück für Stück. Hydraulische Wagenheber kamen als Hilfsmittel beim Herstellen von Bögen und Kurven zum Einsatz. Der Stahl wurde an Ort und Stelle kalt gedrückt und anschließend fixiert. Nachdem die Drehscheibe auf unser Schienenmaß umgearbeitet war, erfolgte in der vereinseigenen Schmiede die Umspurung bzw. Produktion von Kipphunten. Die Fördermaschine erhielt, richtig positioniert, einen Unterstand. Sie zieht nun die mit Masse befüllten Hunte über Steigung vom Mundloch bis zur Halde. So konnte wenigstens die Förderung enorm erleichtert werden.

Leider war unser Verein nicht immer mit Glück gesegnet. So gab es am 12. August 2002 einen herben Rückschlag. Das Hochwasser verschonte auch unser Gelände und unsere Grubenbaue nicht. Die Wassermassen der Zschopau rissen unsere Werkstatt komplett weg. Der Erbstolln und das Besucherbergwerk wurden geflutet und es lagerten sich große Mengen von Schlamm und Unrat in den Gruben ab. Die Aufräumarbeiten dauerten fast ein ganzes Jahr. Durch Hilfe und Unterstützung von Außenstehenden konnten wir unsere Werkstatt an anderer Stelle wieder aufbauen und sogar noch mit einer neu eingerichteten Schmiede erweitern.

Das Hochwasser von 2002 richtete im Erbstolln und an den Vereinsbauten große Schäden an.




Oben:Während des Betongusses vom 20.10.2003
Rechts: Notstromaggregat mit 75KW Leistung.





Nachdem dieses Ereignis überwunden war, erfolgten Sicherungsarbeiten im Eingangsbereich des Erbstollns. Um den Platz in der Stollnpinge optimal zu nutzen, wurde über dem Mundloch ein Kompressorenraum für die Pressluftversorgung gebaut. Bis zum Anrücken der Betonpumpe mussten die Schalungsarbeiten für Wände, Boden und Decke abgeschlossen sein. Zur gleichen Zeit entstand auch das Maschinenhaus für unser Notstromaggregat mit einer Leistung von 75 kWh. Bei Bedarf kann dieses unterstützend zugeschaltet werden. Wir waren nun technisch voll ausgerüstet und konnten uns wieder auf die eigentliche Aufgabe, dem Vortrieb im Stolln, konzentrieren.



Oben: Ein Schneeberger Gedinge im Erbstolln.
Links: Der Deutsche Türstockausbau im Erbstolln der "Heiligen Dreifaltigkeits-Fundgrube", stammt noch aus der letzten Betriebsperiode.




Nach ca. 60 m Ausbau fanden wir einen noch intakten deutschen Türstockausbau mit Laufbrett und Wasserseige. Dieser stammte noch aus der letzten Betriebsperiode um das Jahr 1870. Aus Sicherheitsgründen konnte dieser schöne Ausbau leider nicht erhalten werden. Die Überraschung war umso größer, als wir beim weiteren Vortrieb eine, in keinem Kartenmaterial enthaltene, alte versetzte Strecke entdeckten. Beim Beräumen dieses ca. 15 m langen Abzweigs kamen ein einfaches Markscheidekreuz und vollkommen intakte und in den Fels eingeschlägelte Lampennischen zum Vorschein.

Die Bedeutung solcher Entdeckungen kann nur jemand ermessen, der sich intensiv mit der Altbergbauforschung beschäftigt hat. Als Ehrfurcht und Achtung könnte man die Gefühle beschreiben, wenn man sich vorstellt, wie vor über 200 Jahren ein Bergmann an genau dieser Stelle primitiv mit Eisen und Schlägel eine Halterung für sein Geleucht in den Berg hineingearbeitet hat. Die Aufwältigungsarbeiten im Erbstolln wurden weiter fortgesetzt. Nach ca. 75 m verbreiterten sich die Firstenbaue bis auf 2,50 m. Diese nicht einkalkulierte Situation strapazierte unser Materiallager erheblich und ließen das Depot mit Stahlrohren schnell schrumpfen. Die für den Sicherheitsausbau benötigten Stahlträger, Rohre und Winkeleisen konnten wir beim Abriss eines alten Fabrikgebäudes in Tanneberg gewinnen. Für diese Initiative musste allerdings der Vortrieb im Stolln wieder eingestellt werden, was uns im gesteckten Zeitfenster enorm zurückwarf. Vorrangig für den Verein ist aber, dass die in der Freizeit geleistete und unentgeltliche Arbeit auch den regelmäßigen kritischen Kontrollen des Oberbergamtes standhält. Lob und Bestätigung seitens der Bergingenieure sind der Ansporn und die Motivation unserer Mitglieder. Nach Ergänzung des Materials konnten wir die Arbeiten im Erbstolln fortsetzten. Nach wenigen Metern offenbarte sich eine erneute Überraschung. Am rechten Stoß fanden wir ein Schneeberger Gedinge, was die Arbeitsleistung des jeweiligen Bergmannes dokumentierte.

Links: Zustand des Mundlochs vom Überleitungstolln 2, vor unsere Arbeiten.

Aufgrund dessen, dass der Erhaltungszustand vom Erbstolln sich nun deutlich verbesserte, gingen unsere Arbeiten im Erbstolln viel schneller voran. Jetzt tauchte ein weiteres Problem auf, unser Schienenlager schrumpfte erheblich. Da kam uns wieder der Zufall zur Hilfe. Bei einer Bergbauwanderung am Galgenberg (Marienberg), kamen wir am Überleitungsstolln 2 vorbei. (Dieser Überleitungstolln 2, geht noch aus einer Fehlplanung der damaligen DDR hervor. Das aus der geplanten Trinkwassertalsperre Pobershau gestaute Wasser sollte bei Bedarf über diesen Stolln zu Trinkwassertalsperre Neunzehnhain geleitet werden.) Dieser Stolln hatte einen recht großen Querschnitt und er war kurz nach dem Mundloch zugemauert. Wir bemerkten jedoch, dass sich auf der Sohle im Eingangsbereich eine Gleisanlage befand. Ein weiteres Betreten der Anlage war zu diesem Zeitpunkt leider nicht möglich.

Links: Grubenlok vom Typ B360 in Überleitungstolln 2.

Nun war die Idee geboren, diesen Stolln zu öffnen und die gesamte Gleisanlage zu bergen. Doch so ein Vorhaben geht natürlich nicht ohne große Vorbereitung. Darauf folgten viele Gespräche mit den zuständigen Behörten, Grundstückseigentümern, Bergarchiven, was ca. 1 Jahr in Anspruch nahm. Jetzt benötigten wir noch eine Grubenlock zur Förderung des Schienenmaterials. Es konnte uns der befreundete Bergbauverein „Alte Silberfundgrube Hülfe des Herrn e.V.“ in Biensdorf weiterhelfen. Sie hatten noch eine Grubenlok vom Typ B360 und konnten sie uns als Leihgabe zur Verfügung stellen. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bedanken.

Am Freitag den 9. Oktober 2009 ging es los mit der Beseitigung der ca. 1 m dicken Betonplombe im Eingangsbereich des Stollns. Danach wurde der Stolln mit zwei massiven Stahltüren für das unbefugte Betreten von Abenteuerlustigen gesichert. Diese Arbeiten dauerten bis zum späten Samstagabend an. Weil der Stolln eine sehr lange Zeit verschlossen war, mussten wir vor dem Betreten der Anlage erst einmal den Sauerstoffgehalt prüfen. Aufgrund dessen, dass wir im Eingangsbereich einen leichten Luftzug feststellten, war die Bewetterung kein Problem. Jetzt konnten wir den 3400 m langen Überleitungsstolln begehen. Dabei wurden mehrere Bahnhöfe, Trafostationen und eine Sprengstoffkammer aufgefunden. Nun stand uns nichts mehr im Wege, für die Bergung von 3400 m Gleis.

Auch in Zschopau im tiefen Erbstolln ging es weiter mit der Aufwältigung. So konnte am 25.04.2011 bei ca. 175m der Durchbruch zum Heiligen-Dreifaltigkeits-Flachen erreicht werden.


Rechts: Sehr viel angestauter Grubensudel, hinter den letzten Bruch.

Worauf auch gleich eine Befahrung der Grubenbaue erfolgte. Uns erwartete bis zur Brust sehr hoher, zäher, roter Schlamm, was aber die Begeisterung einer Befahrung der Anlage nicht minderte. Nun ging es los, mit Vollgummi- und Neoprenanzug immer tiefer in den Berg hinein. Als Erstes erreichten wir ein Gesenk mit zwei großen doppelten Hornstätten (Standpunkt einer Haspel).


Oben: Das erste Gesenk mit zwei großen Hornstätten.


Oben: Die am rechten Stoß eingeschlagene Fundstufe.
Rechs: Ein Abbau auf dem Heiligen Dreifaltigkeits Flachen.


Darüber befand sich ein ca. 12 m hoher Abbau, und der mächtige Heilige Dreifaltigkeits Flacher Erzgang mit seinen weißen Baryt (Schwerspat). Weiter ging es an zahlreichen zugesetzten Grubenbauen vorbei, bis zur Fundstufe, die am rechten Stoß eingeschlagen war. (Gewöhnlich wird an der Stelle, wo der Fund geschehen und der Gang zuerst entblößt worden ist, von den Berggeschwornen eine Fundstufe eingehauen. / Quelle: Neuer Schauplatz der Bergwerkskunde 1847)

Nach ca. 25m erreichte man den alten Kunst- und Fundschacht, der mit großem Erstaunen abgewölbt war. Ein weiteres Vordringen im Erbstolln wird wieder einmal von einen Bruch verhindert.


Links: Der abgewölbte Alter Kunstschacht.
Unten: Nach der Erstbefahrung aufgenommenes Gruppenbild von 25.04.2011.










Alle Mitglieder sind jedes Mal aufs Neue gespannt, welche Zeugnisse unserer Vorfahren der Berg noch preisgibt. Sollten wir mit unserer Arbeit, dem Einen oder Anderen sein Interesse geweckt haben, so lasst es uns wissen. Wir freuen uns auf jede Unterstützung sei es in aktiver oder fördernder Form. An dieser Stelle sei noch gesagt, alle Arbeiten im Verein werden von unseren Vereinsmitgliedern ehrenamtlich und in ihrer Freizeit ausgeführt. Wir treffen uns jeden Samstag ab 10°° Uhr an der Grube!

Glück Auf !



Weitere Fotos in der Fotogalerie.
Neu ausgebauter Abschnitt im Erbstolln.


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